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Tag 24: Schmecktarine – oder doch Meckerine?

  • Åland: Kumlinge
  • 10. Juni 2015
  • 5 Min. Lesezeit

Der Morgenhimmel war bewölkt und es war ziemlich windig bis böig … aber trocken. Den Vormittag haben die Kinder in “ihrer” Hütte und dem Sandkasten verbracht. Anne und ich haben so für uns rumgepuzzelt und uns Gedanken über die nächsten Tage und den Reiseverlauf gemacht. Da Kumlinge wenig zu bieten hat, beschlossen wir, die morgige Fähre zur nächsten Insel Brändö zu nehmen. Wie uns der Bootsmann auf der Fähre geraten hat (s.o.), haben wir diesmal einen Fährplatz reserviert. Morgen um 13:25 Uhr geht es weiter. Sofern die Insel zum Verweilen einlädt, bleiben wir. Wenn nicht, nehmen wir morgen auch gleich schon die nächste Fähre ab Åva nach Vuosnainen in Finnland.

Als sich die Wolken langsam auflösten, sind wir zur Inselerkundung aufgebrochen. Auf dem Programm stand die die Kirche von Kumlinge aus dem 14. Jh.. Leider war diese abgeschlossen, so dass wir dann auch gleich weitergefahren sind. Da der einzige Lebensmittelladen um 17:00 Uhr schließt und wir noch nicht wussten, ob wir bis dahin wieder in Kumlinge sein würden, haben wir den Laden direkt angesteuert, um unsere Milchvorräte aufzustocken und noch Fisch für das Abendessen zu holen. Als wir im Laden dann so herumgingen und uns umguckten, wurden wir von dem jungen Mitarbeiter angesprochen, ob wir zurechtkämen. Da der Laden gleichzeitig auch eine Touristen-Information ist, habe ich ihn gefragt, ob es möglich wäre, die Kirche zu besichtigen. Sie soll nämlich sehr schöne und einzigartige Wandmalereien aus dem 15. Jh. haben. Der Mitarbeiter war sehr bemüht und hat versucht, für uns den Schlüssel vom Pastor zu organisieren. Dieser war allerdings auf einer anderen Insel unterwegs. Wir hätten die Kirche aber morgen besichtigen können. Da wir aber schon die Fähre reserviert haben und nicht nur wegen der Kirche bleiben wollten, bedankten wir uns für die Mühe. Als wir dann an der Kasse standen, wurde uns der Betrag, wie in Geta, ebenfalls auf Deutsch genannt. Der Mitarbeiter hatte Deutsch in der Schule, aber schon alles vergessen. Richtig gelernt hat er es seiner Aussage nach mit Hilfe von Kriegsfilmen! Aha!

Nun ging also unsere Inselerkundung los. Auf Kumlinge wohnen z.Zt. 202 Menschen. Vom Norden bis zur Südspitze sind es lediglich 11km. Wobei sich diese Distanz über die zusammengehörigen Inseln Kumlinge und Snäckö zieht. Im Landesinneren sollte es einen Leuchtturm geben. Die Karte aus der Touristeninfo war allerdings so grob und ohne “Ortsnamen”, dass sich die Suche schwierig gestaltete. Auch unser Navi konnte nicht unterstützen, da es kein Signal empfing. So sind wir schließlich auf gut Glück in verschiedene Straßen abgebogen und dann an einem schönen Bootsanleger angelangt. Dies war ein sehr fotogener Ort, so dass ich entschloss, zu fotografieren. Da wir unsere kleine 12V-Kühlbox für Einkäufe mit dabei hatten, haben wir diese abgezogen, weil diese schnell mal die Autobatterie lahm legt. Nachdem jeder seinem Hobby nachgegangen ist (Ida und Lotta Steine schmeißen, Norman fotografieren, Anne Malte füttern und wickeln :-)), wollten wir wieder starten. Alle saßen fertig im Bus … aber der Wagen sprang nicht an! Wie konnte das sein? Wir hatten doch alle Stromabnehmer ausgeschaltet... Es muss wohl die Innenbeleuchtung gewesen sein. Oder hatte ich den Schlüssel nicht abgezogen und das Tagfahrlicht war Schuld? Egal, wir brauchten Hilfe. Zum Glück haben wir immer genügend Proviant und insbesondere Nahrung für Malte mit ( Anne = Supermama!). Da unsere Jungfernfahrt ja schon mit leerer Batterie begann (wir hatten den Wohnwagenkühlschrank angelassen, nachdem wir den Motorkurz ausgestellt haben), hatten wir dank Opa Paul diesmal ein Überbrückungskabel dabei.

Ich war mir aber nicht ganz sicher, ob es überhaupt die Batterie war, da es sich diesmal etwas anders anhörte.

Wir hatten zwei Optionen:

  • Jemanden hier in der Pampa zum Überbrücken finden.

  • Den ADAC anrufen … aber wir wussten ja nicht, wo wir waren!

Ich bin dann zum nächsten Haus gelaufen und habe versucht, Hilfe zu finden. Ohne Erfolg. Auch beim zweiten Haus war niemand anzutreffen. Ich habe dann etwas Offizielles gesehen, nämlich eine Hüttenvermietung in der Nähe, die auch in unserer Übersichtskarte der Insel verzeichnet war. Das musste doch als Ortsbestimmung ausreichen! Ich habe dann um 18:30 Uhr den ADAC angerufen und die Situation geschildert. Da die Insel nicht regelmäßig mit der Fähre angelaufen wird, hoffte ich nun, dass es irgendeinen Autoservice auf der Insel geben würde. Laut ADAC würde es ca. 60-90 Minuten dauern, bis jemand da wäre, der helfen könnte.

Unsere Anfrage ging dann an den finnischen ADAC, der uns dann auch nach kurzer Zeit kontaktierte und mitteilte, dass sich ein lokaler Service bei uns melden würde. Kurz darauf erhielten wir folgende SMS-Mitteilung:

“Hei Norman P., Palvelupyyntönne on vastaanotettu. Ole hyvä ja pidä puhelinlinja vapaana yhteydenottoa varten. Teitä palvelee AL – ulkomaalaiset”

Ah ja, alles klar. Beim Finnischen kann man so mal so gar nichts ableiten. Zum Glück hatte Anne sich vorher eine Wörterbuch-App für Finnisch geladen und konnte grob übersetzen (allerdings ließ sich nur ungefähr die Hälfte der Wörter überhaupt finden...). Es hieß in der SMS wohl so ungefähr, dass unser Auftrag entgegengenommen wurde und wir während der Wartezeit die Telefonleitung freihalten sollten. Eine Standard-Nachricht also, die erstmal auch nicht weiterhalf.

Es war auf jeden Fall ein sehr schöner Ort und darüber hinaus auch grandioses Wetter. Die Mädels haben sich die Zeit mit – oh Wunder – Steine-Schmeißen und – Achtung, neues Hobby – Steintürme bauen vertrieben, während Malte noch mal ordentlich seine Windel füllte, damit sich auch Mama ja nicht langweilt.

Um kurz vor 20:00 Uhr flog ein Hubschrauber über uns entlang. Anne und ich scherzten, dass die nun einen Mechaniker einfliegen lassen würden, da es keinen auf der Insel gibt. Wie sich später herausstellen sollte, gibt es wirklich keinen Autoservice auf der Insel. Dies berichtete uns ein freundlicher Zeitgenosse, der um kurz nach 20:00 Uhr ankam. Er meinte, dass ihn sein Kumpel, der einen Autoservice in Mariehamn hat, gebeten hätte, uns zu helfen. Er selber arbeitet am Flughafen und kam mit seinem alten Peugeot vorbei.

Wie vermutet, war es die Starterbatterie. Zum Glück hatten wir ja das Kabel von Opa Paul dabei, denn der freundliche Helfer besaß keines. Beim Überbrücken hatten wir dann Sorge um die Batterie des Peugeots, da dessen Motor beim Anschließen der Kabel fast in die Knie gezwungen wurde – zumindest klang es so. Der Åländer war total bemüht, telefonierte mit dem Campingplatzbesitzer und anderen Dorfbewohnern, um uns ein Batterieladegerät für die Nacht zu organisieren. Bei der Gelegenheit haben wir dann auch erfahren, dass der Campingplatzbetreiber Hafenarbeiter auf der Insel Brändö ist. Anne und ich hatten bereits gemutmaßt, dass der Campingplatz lediglich ein Zubrot sein konnte.

Da unsere Batterie in letzter Zeit schon des Öfteren Probleme bereitet hat, werden wir die mal genauer beobachten. Eventuell müssen wir uns wohl in Finnland eine neue kaufen. Mal sehen!

Nach einer freundlichen Verabschiedung sind wir dann zurück zum Campingplatz gefahren und haben heute sehr spät gegesen. Der Fisch war nun aber schon vorgetaut, was das Kochen etwas beschleunigte. Ach ja, und das kulinarisch anmutende Motto des Tages sind übrigens Lottas heutige Aussprache-Interpretationen der Nektarine ;) Passen würde beides, denn Nektarinen schmecken Ida und Lotta hier sehr, und meckern können sie auch beide sehr gut :)

Der Tag verabschiedete sich mit einem grandiosen Sonnenuntergang und zwei radfahrenden spät abends anreisenden Campingplatzgästen, die ihr Zelt aufbauten. Also doch nicht ganz alleine auf dem Platz. Aber die können keine Starthilfe geben!


 
 
 

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