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Tag 55: "Ist das hier ein Ikea?" oder: Reifen vs. Baustelle

  • Abisko - Gällivare
  • 11. Juli 2015
  • 4 Min. Lesezeit

Heute hieß es früh aufstehen, da das Zeitfenster zum Frühstücken von 7:00 Uhr bis 9:30 Uhr terminiert war. Um kurz nach 08:00 saßen wir tatsächlich oben im Hotel beim Frühstück. Schon klasse, sich mal an den gedeckten Tisch zu setzen. Dort fiel dann auch Teil 1 des Tagesmottos: Kaum waren die ersten Teller und Getränke auf dem Tisch, fragte Lotta fröhlich: "Ist das hier ein Ikea?" Peinlich, da denken unsere Kinder schon, dass man nur zum Essen zu Ikea fährt... Ist aber auch wirklich immer nett mit Kindern im Ikea-Restaurant, egal ob in Deutschland, Schweden oder Finnland :) Da wir den Kindern versprochen hatten, dass sie nochmal ins Spielzimmer dürfen, saßen Anne, Malte und ich in der Lobby mit Blick auf das Lappentor und waren online. Wir haben dann noch Maltes Milchpause abgewartet und sind gegen 14:00 Uhr bei einem Sonne-Wolken-Mix gen Süden aufgebrochen.

Wir hatten angestrebt, mindestens bis Galliväre zu kommen. Falls wir gut durchkommen würden, könnten wir auch Jokkmokk ansteuern. Während der Fahrt nach Kiruna besserte sich das Wetter. Dafür verschlechterten sich die Straßenbedingungen: Das letzte Stück vor Kiruna war eine Baustelle. Und wenn die Schweden erstmal anfangen, dann richtig. Auf einer Länge von 20 km war die Straße abgetragen, so dass nur noch Schotter bzw. Steine als Straßenbelag vorhanden waren. Die 20 km lange heftigste Piste bis Kiruna haben wir gut überstanden. Kiruna selber haben wir lediglich durchfahren und auch so schon einen guten Einblick in den Eisenerzabbau erhalten. Schon von Weitem kann man die gigantisch Eisenerzberge sowie kilometerlange Güterzüge sehen, die den Hafen Narvik oder Luleå anfahren. Kurz hinter Kiruna folgte die nächste Baustelle. Dieses Stück betrug lediglich 14 km, die es aber in sich hatten. Nachdem wir die Baustellenschotterpiste verlassen hatten, stand eine Milchpause an und wir haben den Rastplatz Lappeasuando angefahren. Ich hatte mich auf den letzten Metern schon über das "schwammige" Fahrverhalten gewundert und habe, nachdem wir gehalten hatten, auch gleich mal die Reifen gecheckt. Und tatsächlich: Ein Reifen war platt! Ich hatte schon jedesmal, wenn wir so heftige Schotterpisten gefahren sind, ein mulmiges Gefühl, ob die Reifen halten. Die letzten 34 km waren mit dem Wohnwagengespann dann wohl doch zu heftig. Im Nachhinein bin ich aber angenehm überrascht, dass das Gespann auch mit einem schleichenden Plattfuß gut zu fahren ist! Zum Glück war auf dem Rastplatz ein kleines Restaurant, in dem Malte und die Frauen einkehren und die Milch bzw. das "Dagens Rätt" zu sich nehmen konnten, während ich den Reifen wechselte. Aber dies gestaltete sich etwas schwieriger, denn im Bordwerkzeugkasten fehlte der Wagenheber! So eine Sch...., da kauft man sich bei einem VW-Händler ein sogenanntes "Weltauto" und geht davon aus, dass dann ein Wagenheber dabei ist. Aber gähnende Leere. Ich ärgere mich, dass ich das nicht vorher kontrolliert habe. Aber, wer ahnt denn so etwas?! Nun gut, dachte ich mir. Du hast ja noch einen Stempelhydraulikheber für den Wohnwagen dabei! Aber leider reichte die Hubstrecke nicht aus, um den Reifen frei zu bekommen. Na super! Vor dem Restaurant stand ein Multivan. Der musste doch einen Wagenheber haben. Aber wie heisst ein Wagenheber auf Englisch? Zum Glück habe ich ja ein nachweislich akademisches Sprachgenie geheiratet und bin zurück zum Restaurant. Und siehe da, am Nebentisch war auch gleich der Besitzer des Multivans. Auf Nachfrage, ob er einen "jack" hatte, mussten wir erstmal gemeinsam in seinem Wagen nachsehen. Und siehe da, in jedem gut übergebenen Wagen ist ein Wagenheber zu finden, den ich mir dann auch gleich ausgeliehen habe, um dann recht rasch den Reifen zu wechseln. Als ich fertig war, kam Leif dann auch schon vorbeigefahren. Nach einem kurzen Plausch bedankte ich mich mit einem 6er-Träger German Beer ;) Leif war glücklich... ich auch, da wir nicht wieder so lange auf den "ADAC" warten mussten.

Zurück im Restaurant hatten wir bemerkt, dass die Besitzerin Deutsch sprach, und haben sie gleich nach einem Reifenhändler gefragt. Da wir nach der langen Reise zeitlos sind, hatten wir gar nicht gemerkt, dass heute Samstag ist und somit erst wieder am Montag neue Reifen auf der Achse sein könnten. Noch sind wir unklar, was wir machen. Fahren wir mit dem Reserverad (andere Reifenbreite) erstmal weiter? Es sind aber noch gut 1600 km bis zur Fähre. Und wenn der eine Reifen der Achse schon den Geist aufgegeben hat, wird es um den anderen wohl auch nicht besser stehen. Die Hinterreifen sind seit der Auslieferung drauf. Die vorderen Reifen wurden vom Vorbesitzer schon getauscht. Es macht ja auch keinen Sinn, nur einen weiteren Reservereifen zu kaufen. Hinzu kommt, dass wir dann ja auch noch keinen Wagenheber haben (die Mail an das Autohaus wird noch formuliert!). Wir haben zwar noch so ein Tire-Mobility-System mit Kompressor und Dichtungsmittel... Aber der Riss in unserem Reifen war größer als die Maximalgröße von bis zu 4mm. Das Loch war nämlich stolze 4 cm! Nach einem Plausch mit der Besitzerin, die erst im letzten Jahr ausgewandert ist, vorher aber schon die Region diverse Male besucht und auch hier gearbeitet hat, sind wir weiter gen Süden gefahren. Wie uns versichert wurde, würden wir auf jeden Fall in Arvidsjaur einen neuen passenden Reifen finden, zumal dort die Teststrecken nahezu aller Automarken sind. Auch Continental soll dort ansässig sein. Mal sehen, was die Reifen in Schweden so kosten. Eins war klar - Jokkmokk würden wir nicht schaffen. Also war dann doch Galliväre unser Ziel. Als wir gegen 20:30 Uhr ankamen, haben wir einen der letzten Stromplätze bekommen. Auf der Fahrt war uns schon aufgefallen, dass es immer voller wurde. Überall Wohnmobile und Wohnwagengespanne. Wie soll es erst im Süden werden! Der Platz liegt schön am Wasser. Sehr sympathisches Fleckchen Erde. Und darüber hinaus auch noch mit einer Babyschaukel ausgestattet! Lotta war selig.

 
 
 

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